Saarstahl: Kämpfen ums Überleben

Saarstahl ist schon seit einiger Zeit in schwierigem Fahrwasser. Die Krise in der Autoindustrie ist einer der Hauptgründe für die dramatische Lage in der Stahlindustrie.
Vor diesem Hintergrund forderte der Vorstandsboss Stefan Rauber von der Saarstahl-Belegschaft, auf 90 Millionen Euro Lohn zu verzichten und drohte mit Stellenabbau und Werksschließungen. Dabei haben die Belegschaften in der letzten Zeit schon geblutet: sie verzichteten auf Tariferhöhungen und fahren Kurzarbeit. Mit dem neu ausgehandelten Transfertarifvertrag nehmen sie weitere Einschnitte in Kauf. 81,7 Prozent der in der IG-Metall organisierten Beschäftigten haben dem Lohnverzicht in Millionenhöhe zugestimmt. Die Gegenleistung der Unternehmensleitung: keine betriebsbedingten Kündigungen und Werksschließungen und Übernahme der Auszubildenden. Der Kompromiss bedeutet, laut Betriebsrat wahrlich „kein Grund zum Jubeln“. Die Belegschaft hat damit Opfer bis an die Schmerzgrenze erbracht.
Es bleiben aber Fragen: Was halten die Vereinbarungen mit der Konzernleitung in naher Zukunft? Ist damit das Ende der Schmerzgrenze erreicht? Da Saarstahl eine Reduzierung der Produktion bis zu einem Drittel plant, stehen nach Befürchtungen des Betriebsrats mehrere hundert Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Es geht also um mehr. Die Stahlarbeiter sind in den letzten Monaten mehrfach dem Aufruf der IG-Metall gefolgt, für den Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland zu demonstrieren und von Bundesregierung und EU entschiedene Maßnahmen bezüglich Trumpscher Zollpolitik oder Energiepreise zu fordern.

Was den Umbau der saarländischen Stahlindustrie zur klimafreundlichen Produktion angeht, ist die Geschäftsführung optimistisch, die Transformation sei gesichert, auch wenn andere Stahlhersteller beim Umbau auf die Bremse treten. Arcelor-Mittal ist ausgestiegen, die Salzgitter AG verschiebt die Umstellung um einige Jahre, Thyssen-Krupp will die Transformation nicht stemmen und plant den Verkauf der Stahlsparte an den indischen Hersteller Jundal Steel International, der an grüner Stahlproduktion interessiert sein soll.
Zu dem Umbau zu „grünem Stahl“ gibt es keine Alternative, wenn die Treibhausgasemissionen wirksam reduziert werden sollen. Daran ändern auch der Zick-Zack-Kurs von Merz und die Störfeuer der Saar-CDU nichts. Wenn der grüne Stahl bei Saarstahl nicht kommt, bedeutet dies das Aus für die Stahlproduktion hierzulande und eine Katastrophe für das Saarland.
Damit die Umstellung auf „grünen Stahl“ allerdings gelingt und sich die zugesagten Subventionen auszahlen sollen, bedarf es mehr als nur Lippenbekenntnisse, vor allem von der Landesregierung. Sie muss ihren Druck auf die Bundesregierung erhöhen,
Die Zukunft der Arbeitsplätze darf nicht allein den Konzernentscheidungen überlassen werden. Die interessiert oft nur der kurzfristige Erfolg. Grüne Leitmärkte sind zu erschließen, die aus der Abhängigkeit von der Autoindustrie herausführen. Es braucht ein Entwicklungs- und Handlungskonzept der Landesregierung zur Sicherung und Weiterentwicklung der Industrieproduktion im Saarland, für zukunftsfähige Produkte der zivilen Infrastruktur.
Das Setzen auf Rüstungsproduktion ist ein Irrweg. Profite aus Rüstung und Krieg (siehe Röchling) sind eine Hybris, die schon einmal in die Katastrophe geführt hat.
Heiko Maas, Vorstand im Kuratorium der Montan-Stiftung Saar, verwies kürzlich auf den Milliardenvertrag mit der französischen SNCF zur Lieferung von CO2-reduzierten Schienen und hat zu Recht angeraten, auf den Weltmärkten nach Alternativen für die Stahlprodukte zu suchen. Als neuer Kapitän auf dem saarländischen Stahldampfer ist er jetzt selbst beim Wort zu nehmen.

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