Merz, die Union und die Frauen

Friedrich Merz hat eine ganz besondere Beziehung zu Frauen und Frauenrechten. Er weiß scheinbar besser als Frauen selbst, was gut für sie ist. Und das schon seit Jahrzehnten. Hier eine kleine Auswahl:

Im Mai 1997 beschloss der Bundestag, Vergewaltigung in der Ehe strafbar zu machen. Die Abstimmung erfolgte namentlich. Daher weiß man, dass unter anderem Friedrich Merz der Meinung war, Vergewaltigung in der Ehe solle nicht als Straftat gelten.
2006 stimmte Friedrich Merz gegen das Gleichbehandlungsgesetz, das Frauen vor Diskriminierung schützen sollte.
Auch beim § 218 weiß Merz es besser: Ende 2024 sprach er sich dagegen aus, dass Schwangerschaftsabbrüche straffrei werden, dies sei ein Affront gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Und das, obwohl selbst 77,5 Prozent der Wähler der Union für eine Änderung des § 218 sind. Sogar 65 Prozent der Katholiken sind anderer Meinung als Merz. Der CDU-Chef will Frauen die Entscheidung über ihren eigenen Körper verwehren – und offenbart damit ein altbackeneres Frauenbild als das seiner Partei.
Im November 2021 meinte Merz über eine mögliche Frauenquote, um in der CDU mehr Geschlechtergerechtigkeit herzustellen: „Ich bin durchaus dafür, suche aber noch nach besseren Lösungen.“
Wie Merz über Geschlechterparität in einer möglichen unionsgeführten Bundesregierung denkt, hat er im vergangenen Jahr vor laufender Kamera kundgetan. In einem Fernsehinterview sprach er sich gegen eine Vorgabe aus und verwies auf die frühere SPD-Politikerin Christine Lambrecht: „Das ist so schiefgegangen in der letzten Bundesregierung mit der Verteidigungsministerin.“ So eine Fehlbesetzung solle man nicht wiederholen. Und er ergänzt: „Wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen.“ Es ist doch beruhigend, dass der zukünftige Kanzler weiß, was gut oder schlecht für Frauen ist (die vielen in der Politik gescheiterten Männer, auch die von der CDU) hat er irgendwie vergessen.
Und was sagt Frau Merz über Herrn Merz? Sie kann nicht verstehen, warum so viele Probleme mit den Positionen ihres Mannes haben. Als Paar hätten sie immer alles zusammen gemacht und auch das Familien- und Eheleben gleichberechtigt organisiert. Und: „Wichtiger noch als die Frage, wer den Müll runterbringt, finde ich dabei übrigens die mentale Unterstützung«, so Charlotte Merz.
Ist schon toll, wenn Mann Frau mental unterstützt, wenn Frau den Haushalt macht, sich um die Kinder kümmert, nebenbei auch noch arbeitet. Als Merz von der Springerpresse gefragt wurde, ob er in ein Taxi mit einem Fahrer mit „Palästinensertuch“ einsteigen würde, antwortete er: „Als Mann wahrscheinlich ja, als Frau wahrscheinlich nicht“.

Denn er habe als Mann ein anderes Selbstbewusstsein und könne einen anderen Respekt in Anspruch nehmen.
Abgesehen von der rassistischen Unterstellung, dass ein Taxifahrer mit Kufiya eine Gefahr darstellt: Dass Merz Frauen per se mangelndes Selbstbewusstsein unterstellt, zeigt sein reaktionäres Gesellschaftsbild.
Und so finden sich in den Aussagen der Union zur Frauenpolitik viele schöne Worte und Willensbekundungen. Wirklich etwas an der männlichen Dominanz ändern, will man aber dann doch nicht.

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