Theo Meiser, leidenschaftlicher Antifaschist und Kommunist ist gestorben

Foto: G.Schaal

Geboren am 25.Juli 1928  –  gestorben am 17.Dez. 2021

Noch voll Lebensfreude war Theo im Sommer dieses Jahres. Nun ist sein leidenschaftliches Leben für soziale Gerechtigkeit und Sozialismus, gegen Faschismus, Rassismus und politische Rechtsentwicklung zu Ende. 93 Jahre alt wurde er ein Opfer des tödlichen Virus.

Theo war der Zweitälteste einer kinderreichen Familie. Der Vater Josef war Bergmann und aktiver Kommunist. Nach dem Anschluss des Saargebietes an das faschistische Reich 1935 flüchtete die Familie nach Frankreich. 1941 wurde der Vater verhaftet und in das berüchtigte Gestapo-Gefängnis in Saarbrücken zum Verhör gebracht. Wegen Hochverrat wurde er zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteil. Während der Haft verstarb im Frühjahr 1942 in Metz die Mutter Katharina. Bedingt haftentlassen konnte er in Handschellen an der Beisetzung teilnehmen.

Das persönliche Erleben des deutschen Faschismus prägte Theo für sein gesamtes Leben. Sein politisches Handeln wurde bestimmt durch die Erkenntnis der gesellschaftlichen Kräfte des Faschismus, als Herrschaft der aggressivsten und terroristischen Strömung des Monopolkapitals. Er engagierte sich in der Kommunistischen Partei und in der VVN. Ein wichtiges Anliegen war ihm das gemeinsame Handeln aller linken und antifaschistischen Kräfte – aller, die sich Gegen Rechts engagierten. Deshalb war er auch in die PDS, heute Partei Die Linke, eingetreten.Nach der Haftentlassung ging die Familie zurück ins Saargebiet. Theo, 16 Jahre alt, wurde im Januar 1945 noch als „Schanz-Soldat“ einberufen. Zwei Monate später war das Saargebiet befreit.

Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre war er Berufsartist in einer damals bekannten Akrobaten-Gruppe und mit dem Zirkus in Lothringen, dem Saarland und der BRDeutschland auf Tournee. Nach verschiedenen beruflichen Stationen schulte er um zum Werkzeugmacher. Schon vorher war er gewerkschaftlich aktiv; seine Kolleginnen und Kollegen der anschließenden Arbeitsstätten wählten ihn zum IGMetall-Vertrauensmann und Betriebsratsmitglied.

Theo war ein Aktivist, immer dabei, ob bei kleineren Aktionen vor Ort gegen Rechts oder im Gedenken der Reichspogromnacht, bei Mahnwachen gegen die Kriege der NATO, ob in Saarbrücken oder bei bundesweiten Demonstrationen der Friedens- und antifaschistischen Bewegung. Es gab keinen Ostermarsch in Saarbrücken, an dem Theo nicht dabei war. Viele wussten, wenn die VVN-Fahne auftaucht, dann ist Theo da. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben beteiligte er sich an gewerkschaftlichen Aktionen, am 1. Mai, bei Demonstrationen der Gewerkschaften der Saar-Lor-Lux Region in Straßburg und Brüssel. Auf örtlicher Ebene engagierte er sich im DGB-Ortskartell, wandte sich mit Petitionen an den Gemeinderat und war viele Jahre Schulelternsprecher.

Leidenschaftlich hat er diskutiert, ob in Versammlungen, in Sitzungen oder im persönlichen Gespräch. Er hat viel gelesen, Bücher, Zeitschriften, Flugblätter, setzte sich damit auseinander; er wollte in seinen gesellschaftspolitischen Erkenntnissen nicht zurückbleiben. Bis Ende der 80er Jahre war er Mitglied des DKP-Kreisvorstandes Neunkirchen und bis zum Schluss war er Mitglied der Landesleitung der VVN-BdA. In diesem Jahr konnte er altersbedingt aber nicht mehr an Treffen teilnehmen.

Im vergangenen Jahr hatte er noch teilgenommen an der internationalen Manifestation aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus. Das Motto des Treffens „Widerstand gegen Rechtsentwicklungen, Rassismus, Neofaschismus und Aufrüstung“ auf der Gedenkstätte des Gestapo-KZ „Neue Bremm“ in Saarbrücken, entsprach seinem politischen Denken und Handeln. Noch einmal war er in diesem Jahr auf dem St. Johanner Markt beim Ostermarsch dabei. Das war sein letztes öffentliches Auftreten mit „seiner“ VVN Fahne.

So hat er gelebt, so werden wir ihn in Erinnerung behalten, den freundlichen kleinen Menschen, der uns stets was zu sagen hatte – Theo.

Unser Mitgefühl gilt seiner Tochter Christel und Familie, seinen Söhnen Frank und Hans-Jürgen, seinen Schwestern und Brüdern und weiteren Angehörigen.

Rainer Dörrenbecher

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